Neben den ganz „normalen“
Geschäften im Einkaufszentrum habe ich außerdem noch vor dem
Eingang eine bunt gestaltete, alte Telefonzelle gefunden.
Ihren damaligen Zweck wurde zu einem offenen Bücherschrank
umgewandelt. Voller Freude hat sie mich in ihren Zauber gezogen, so
dass ich gleich auf die Suche nach ein paar neuen „Schätzen“
ging. Doch ganz ehrlich, ich wurde regelrecht enttäuscht.
Eine
neue Art der Papierentsorgung?
Denn anstelle von
Romanen, die man vielleicht gerne noch lesen möchte, fand ich eher
sehr alte und abgegriffene Bücher. Natürlich, für irgendjemanden
ist das vielleicht noch ein wahrer Schatz. Aber Bücher, die bereits
meine Großmutter in ihrer Jugend gelesen hat, spricht doch die
aktuelle Lesegemeinschaft gar nicht an.
Auch als ich auf meiner
Facebook-Seite meine kleine Community gefragt habe, wie sie
solche Einrichtungen finden, kamen wir alle auf die gleiche Antwort:
Die Idee an sich, dass man seine gelesene Bücher zum Tauschen
abgibt, ist wirklich klasse. Denn schließlich gibt es so viele
„neue“ Romane, so dass der eigene Bücherschrank einfach
überquillt. Und für manche Leute, die aus bestimmten
Lebenssituationen heraus kein Geld für die neusten und aktuellen
Büchern haben, ist so eine Einrichtung auch ein reiner Segen.
Aber... Das was ich dir
nun schreibe, haben auch alle bestätigt. Vorweg möchte ich noch
folgendes sagen: Wir sind nicht alle ein Fan davon, ein Buch
einfach in den Papiermüll zu schmeißen. Im Gegenteil - So ein
Gedanke tut uns in der Seele weh. Doch man sollte dabei schon
unterscheiden können, ob man bestimmte Bücher wirklich in so einem
offenen Bücherschrank steckt, oder doch lieber anderswo „entsorgt“.
Denn diese Einrichtungen
von einem offenen Bücherschrank werden viel zu oft als eine Art
großer „Bücher-Papier-Mülleimer“ benutzt. Sei es wegen
einer Wohnungsauflösung, oder aus irgendeinem anderen Grund. So
werden solche offene Bücherschränke für einen ganz anderen Zweck,
als ursprünglich vorher geplant war, benutzt. Sie werden voll
gestellt mit „alten Schinken“, so dass recht neuere Romane dort
keinen Platz mehr finden.
Und solche Bücher
bleiben dort auch einfach stehen - über Tage, Wochen, Monate, wenn
nicht sogar über Jahre. Dabei verbleicht das Cover immer mehr von
der Sonne und jemand, der sich über solche offene Bücherschränke
sich regelrecht freut, verliert dabei immer mehr das Interesse daran.
Und so werden solche Einrichtungen leider immer weniger aufgesucht.
Offener
Bücherschrank – Es geht auch anders
Aber es geht auch anders
- und dieses weiß ich auch ganz genau. Ich habe es selbst oft in
Urlaubsorten an der Nordsee gesehen, dass dort ein großen
Treiben rund um den Bücherschrank statt fand. Auch ich habe dort den
einen oder anderen Roman gegen ein gelesenes Buch getauscht, und mir
so manche Urlaubsnächte, oder verregneten Tagen mit dem Lesen
vergnügt. Aber bringt so ein offenes Bücherregal nur etwas an
Urlaubsorten, wo die meisten Touristen sind und man auch Zeit zum
Lesen hat?
Nein, es geht auch in
einer kleinen Gemeinde -
nämlich in meiner Nachbargemeinde Mainbernheim. Dort ist ganz
versteckt ein kleiner Karton voller Bücher, die zu verschenken sind.
Und die Idee von diesem Karton, finde ich persönlich richtig klasse.
Denn dieser besagte Karton befindet sich im Vorflur vor der
Arztpraxis meines Hausarztes.
Wartezeit
ist Lesezeit
Denn jeder weiß, wenn er
in seinem Leben zum Arzt muss, dass man trotz eines Termins doch im
Wartezimmer Platz nehmen muss und man dann einfach nicht genau weiß,
was man nun mit dieser Zeit anstellen soll. Einige blättern in den
vorhandenen Zeitschriften, andere schauen auf ihrem Handy, oder
manche lesen in ihrem Buch.
Und für die Leute unter
uns, die nun im Wartebereich lesen, aber gerade kein Buch zur Hand
haben, können nun in diesem Karton stöbern und in einige Romane
hineinlesen. Und wenn man schon gleich durch die Magie des
Schriftstellers auf den ersten Seiten in den Bann gezogen wird, kann
man diesen Roman auch gleich mit nach Hause nehmen und weiterlesen.
Und so etwas ist manchmal besser, als wenn man einen interessanten
Artikel in einer Zeitschrift anfängt zu lesen, man aufgerufen wird
und somit nie erfährt, wie es nun weiter geht in diesem Bericht.
Und genau das ist mir
nämlich auch passiert. Denn eigentlich bin ich jemand, der immer mit
einem Buch in der Tasche zum Arzt geht - doch an diesem Tag ist es
nicht so gewesen. Meine Erkältung hatte mich soweit in den Griff
gehabt, dass ich ehrlich gesagt froh war, überhaupt Klamotten
anzuhaben und unfallfrei zum Arzt zu fahren. Doch meine aktuelle
Lektüre lag nun auf meinem Nachttisch, und ich hatte nichts zu
lesen.
So stöberte ich schnell
und kurz in diesem Karton herum und wurde regelrecht fündig. Denn
neben dem Jugendroman, für den ich mich anschließend auch
entschieden habe, gab es noch unzählige aktuelle Bücher, die auch
ein Anreiz für mich gewesen wären. Ich weiß selbst nicht, wieso es
dort klappt. Vielleicht sortiert die Arztpraxis vorher schon die
etwas sehr älteren „Schinken“ aus, weil sie selbst wissen, dass
solche Bücher nicht mehr gelesen werden. Aber eins kann ich sagen:
Nach der Enttäuschung bei der alten Telefonzelle in Stein war ich
hier nun richtig positiv
überrascht.
Wieso
klappt das nicht überall?
Und so frage ich mich:
Wieso klappt das nicht überall? Denn so ein offener Bücherschrank
hat doch einen Besitzer. Tut mir leid, wenn ich dir das nun mit
meiner anderen Leidenschaft dem Geocaching vergleiche, oder dort muss
der Besitzer von einem Versteck auch nach dem Rechten schauen. Wenn
ein Versteck abhanden gekommen ist, diesen erneuern, sowie ein
Austausch bei einem vollen und/oder nassen Logbuch. Oder ggf.
Reparaturarbeiten machen, wenn der Cache beschädigt ist.
Wieso klappt das bei
einem offenen Bücherregal nicht? Wieso kann der Besitzer nicht
einmal nach dem Rechten schauen. Es muss ja nicht täglich sein, aber
vielleicht mal monatlich? Schauen, ob bestimmte Bücher schon eine
bestimmte Zeit dort stehen und diese ggf. anders „entsorgen“?
Natürlich heißt dieses,
man hat mehr Verantwortung und man muss sich um eine Sache kümmern,
die vielleicht für den einen oder anderen eine Last wäre. Aber Hand
aufs Herz: Erfreut es einem nicht selbst, wenn man einem anderen
Menschen eine Freude machen kann, und somit ein Lächeln ins Gesicht
zaubert?
Und so kommt mir selbst
der Gedanke, mal in meiner Gemeinde nachzufragen, ob ich ein offenes
Bücherregal eröffnen könnte. Ich werde es nicht nur so dastehen
lassen, sondern auch immer wieder nachschauen, wie es angenommen wird
und was man dort für Romane findet. Ich finde, man muss solche
tollen Einrichtungen auch eine Chance geben, ihren „wahren Zweck“
zu erfüllen, und anderen Leuten zeigen, dass es nun auch anders
geht, als eine neue, moderne Art der Papierentsorgung.
Das waren nun meine
Gedanken zum offenen Bücherregal, mit einer negativen, aber auch
einer positiven Erfahrung. Vielleicht konnte ich dir nun auch eine
andere Sicht zeigen, wieso es solche Bücherschränke gibt. Und
vielleicht habe ich dich auch ermutigt, etwas für andere Menschen zu
tun, die sich nicht so einen „Luxus“ leisten können. Mache dir
selbst darüber Gedanken, und frage dich vorher selbst, wenn du mal
ein Buch in so einer Einrichtung stellst, ob dieser Roman auch
wirklich noch von Anderen gelesen wird.
Dein Weltenspatz Shelly
Hallo. Bei uns klappt das nicht weil alle aktuellen Bücher von Flohmarktverkäufern stapelweise entnommen werden, die sie verkaufen. Die geiern regelrecht neben dem Bücherschrank, so dass ich in der Stadt nichts mehr reinlege
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